27.12.2012

FELCO kürzt Kosten

FELCO ist die vielleicht weltweit, auf jeden Fall aber in Europa führende Marke für Gartenscheren. Das Unternehmen stellt jedes Jahr etwa eine Millionen Scheren an seinem Schweizer Sitz her. Dort haben auch zwei vollautomatische CNC-Bohr-/ Gewindebohrzentren DT-1 von Haas das konventionellen Stanzen durch eine technisch führende spanende Bearbeitung abgelöst.

Artikel: FELCO

Die FELCO SA hat ihren Sitz im Dorf Les Geneveys-sur-Coffrane, etwa 5 km von Neuenburg im
französischsprachigen Westen der Schweiz. Die Wurzeln des Unternehmens gehen bis auf das Ende des zweiten Weltkriegs zurück, als Félix Flisch, ein ausgebildeter Mechaniker und Dreher, sich ein für damalige Verhältnisse sehr ehrgeiziges Ziel setzte: Er wollte die besten Baumscheren herstellen und diese in der Schweiz, in Europa und darüber hinaus verkaufen.

Die ersten FELCO-Rebscheren stellte Flisch in seiner Garage her, neben der das heutige Werk immer noch steht. Die Zuverlässigkeit, die durch die einfache, auch nach 70 Jahren fast unveränderte Konstruktion gewährleistet wurde, zog die Aufmerksamkeit der vielen Weinbauern der Region auf sich. Mit den Einnahmen dieser ersten Verkäufe gründete er sein aufkeimendes Unternehmen.

Die ersten Produkte der Firma sollten Komfort und Ergonomie, Austauschbarkeit und Langlebigkeit bieten. Diese Eigenschaften sind seitdem charakteristische Merkmale aller FELCO-Produkte geworden. Wer FELCOScheren aus den 1950er und 1960er Jahren besitzt, kann immer noch Klingen und andere Ersatzteile kaufen, falls, was sehr unwahrscheinlich ist, diese einmal ihren Dienst versagen sollten.

Mit Ausnahmen der Schrauben und Federn werden sämtliche Bestandteile der Scheren des Unternehmens in dem Schweizer Werk hergestellt. Die beiden Klingen sind natürlich die kritischen Komponenten. Sie werden traditionell durch Stanzen gefertigt, ein Verfahren, das fast alle Unternehmen in der Gartenwerkzeugbranche anwenden bisher jedenfalls. Mit Hilfe der neuesten Bohr-/Gewindebohrzentren DT-1 von Haas mit integrierter robotergestützter Ladung und Weiterleitung hebt FELCO sich von den Mitbewerbern ab, indem es zu Klingen übergeht, die mit CNC-Maschinen bearbeitet werden.

„Bei unserem früheren Verfahren benötigten wir mehrere Stanzen, um die Klingen herzustellen", erläutert Sébastien Nussbaum, Leiter der Stahlverarbeitung. „Am Anfang stand die Idee, für das Fräsen und Bohren zu einer automatischen Bearbeitungszelle überzugehen, anstatt zu stanzen. Damals begannen wir, uns nach einem geeigneten CNC-Bearbeitungszentrum umzusehen."

Die erste Haas, ein horizontales CNC-Bearbeitungszentrum EC500, wurde im Juli 2011 installiert. Ihr folgte schon bald ein vertikales Bearbeitungszentrum VM-2. Dank ihrer Leistung und Zuverlässigkeit standen die Maschinen von Haas schnell auf der Liste der potenziellen Investitionen für das jüngste Projekt von FELCO. Hierbei ging es um eine automatische Klingen-Bearbeitungszelle. In diesem Zusammenhang betonte Nussbaum, dass er Maschinen suchte, die unter anderem Werkzeuge schnell wechseln konnten. Die Haas DT-1 besitzt einen seitlich angeordneten High-Speed Werkzeugwechsler mit 20 Magazinplätzen und Span-zuSpan-Zeiten von nur 1,8 Sekunden. „In Verbindung mit einem großzügigen Arbeitsbereich, einer leistungsstarken Spindel mit Direktantrieb sowie schnellen Eilgängen und Beschleunigungen bieten die DT-1 von Haas ein herausragendes Preis-Leistungsverhältnis", unterstreicht er. „Sie sind die Basis einer Fertigungslösung, die den Herstellungsablauf unserer Produkte verändert hat."

Die beiden Haas DT-1 bilden bei FELCO eine Zelle mit kameragestützten Industrierobotern der Modellreihe Fanuc LR Mate 200iC, die die Werkstücke ausrichten, laden und zwischen den Maschinen übergeben. Die beiden DT-1 bearbeiten jeweils eine Seite der Stahlklingen, die von den Robotern links oder rechts vorgelegt werden. Die bis auf 0,03 mm genauen Arbeitsgänge beinhalten das Bohren sowie das Fräsen des Endes, der Schneide und der Spitze der Klinge. Die Zykluszeiten betragen um Durchschnitt 40 Sekunden. Jährlich werden sage und schreibe 700.000 Klingen produziert!

„Aktuell ist FELCO das einzige Unternehmen, das seine Klingen fräst. So erhalten wir eine viel höhere Qualität im Vergleich zu den gestanzten Produkten unserer Mitbewerber", meint Nussbaum. „Das Fräsen ist als Gesamtprozess nicht nur viel schneller, es entfällt auch das Schleifen für die Fertigbearbeitung der Klingen." FELCO kürzt Kosten Die neue Haas Zelle läuft rund um die Uhr an sieben Tage die Woche. Von 05:00 bis 22:00 Uhr hat FELCO Bediener im Werk, die „ein Auge auf alles haben", aber von 22:00 bis 05:00 Uhr läuft die Zelle vollautomatisch im mannlosen Betrieb. Diesen Zeitraum bezeichnet Nussbaum als die „Geisterschicht".

Seit seiner Gründung strebt FELCO danach, alle Prozessschritte zur Fertigung seiner Produktpalette im Unternehmen selbst auszuführen. Dieses Konzept hat es dem Unternehmen erlaubt, in jede Phase seiner Produktion technologische Fortschritte umzusetzen und diese durch das in mehr als 60 Jahren erworbene Knowhow zu stärken. Heute ist FELCO in seinem Bereich umfassend als führende Marke anerkannt und besitzt sechs Tochtergesellschaften, die die Produkte in mehr als 120 Länder verkaufen.

Nun ist das Schneiden von Bäumen und anderen Pflanzen natürlich eine von der Jahreszeit abhängige Arbeit. Im Sommer werden im Allgemeinen kaum Baumscheren benötigt, so dass FELCO in dieser Zeit ausschließlich auf Lager produziert. Die Verkäufe setzen für gewöhnlich im Herbst wieder ein, fallen dann wieder ab, um im Frühjahr wieder aufzuleben. Insgesamt werden 90 % der eine Million, im FELCO-Werk produzierten Scheren exportiert. 15 – 20 % gehen in die USA. Der nächstgrößte Markt ist Europa.

FELCO entwickelt seine Lösungen traditionell selbst und hat früher sogar seine eigenen Maschinen gebaut. „Wir hatten unsere Hausaufgaben gemacht, bevor wir uns für die DT1 entschieden", erinnert sich Nussbaum. „Die Maschinen wurden vom Haas Factory Outlet (HFO), der Urma AG, geliefert, und die Roboter kamen von Robotec. Wir haben es vorgezogen, keine Komplettlösung zu bestellen. Stattdessen wollten wir die Zelle selbst zusammenstellen und von Anfang an unseren eigenen Prozess aufbauen, ganz einfach, weil wir es schon immer so gemacht haben und weil wir im Unternehmen über die notwendige Kompetenz verfügen. Darauf angesprochen, was das Unternehmen heute anders macht, als damals, als er zu FELCO kam, erwähnt Nussbaum auch die Herausforderung, einen etablierten europäischen Hersteller angesichts des Wettbewerbs von Unternehmen aus den Regionen der Welt, die mit niedrigeren Kosten arbeiten können, an der Marktspitze zu halten.

„Als ich 2005 hier anfing, arbeiteten 15 Personen in der Teilefertigung", sagt er, „heute sind wir nur noch fünf. Wo immer möglich, haben wir CNC-Technik eingeführt, um die Kosten niedrig und die Qualität hoch zu halten. Die Haas DT-1 hat nicht nur unsere 15 Jahre alte Stanz-Zelle ersetzt, sondern wir konnten auch einige alte, noch von FELCO gebauten Maschinen sowie weitere konventionelle Fräsen, die für die Serienfertigung nicht geeignet und nicht zuverlässig genug waren, ausrangieren.

„Es war auch wichtig, dass wir das Image von FELCO als Hersteller verbesserten und das Unternehmen in das 21. Jahrhundert überführten. Doch einfach war das nicht. Ohne kostengünstige Technologie, wie die Haas Werkzeugmaschinen-Zelle, hätten wir es nicht geschafft. Vor 30 – 40 Jahren waren die Löhne in der Schweiz noch recht niedrig und es gab nur wenige Mitbewerber. Heute braucht man CNC-Technik und Automatisierung, wenn man bei großen Stückzahlen die Qualität aufrechterhalten und erschwingliche Produkte anbieten möchte. So einfach ist das!"